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Presse-Echo
Als sich am 4. März 1848 etwa 30 000 aufgebrachte, bewaffnete Bür-
ger auf dem Wiesbadener Schlossplatz versammelt hatten, blieb dem nassauischen Herzog Adolph nichts anderes übrig, als alle ihre Forde-
rungen pauschal abzusegnen.
Wie es so weit kommen konnte, dass die Revolution Nassau mit aller Wucht erfasste, weiß der Historiker und Stadtführer Rainer Niebergall seinen Zuhörern bestens zu vermitteln. Er nimmt die rund 25 Teilneh-
mer seiner Stadtführung mit auf eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Wie sich freiheitliche Strukturen in Wiesbaden entwickelten, steht dabei im Fokus – inklusive aller Rückschläge; die dem liberalen Denk-
ansatz dabei im Wege standen.
Der Landbevölkerung ging’s immer schlechter
Denn nachdem das Herzogtum Nassau zwischen 1806 und 1819 mit fortschrittlichen, laut Niebergall für diese Zeit „beispiellosen“ Reformen – wie einer druckfrischen Verfassung und einer umfangreichen Schul-
reform – glänzte, begann nach dem Tod des Herzogs Friedrich August eine Zeit des Rückschritts. Sein Nachfolger habe deutlich autoritärer regiert und sogar gemeinsam mit Fürst von Metternich federführend an den repressiven Karlsbader Beschlüssen mitgewirkt, erklärt Niebergall. Der Landbevölkerung sei es derweil wirtschaftlich miserabel ergangen. „Im März 1848 spitzte sich die Lage endgültig zu“, führt er fort, die Bevölkerung habe die Zustände nicht mehr hinnehmen wollen.
Initiator der Stadtführung ist die Friedrich-Naumann-Stiftung. Doppelt so viele Anmeldungen wie verfügbare Plätze habe es zu der Veran-
staltung gegeben, was laut Kamran Rostam vom Regionalbüro der Stiftung dazu geführt hat, dass nun ein weiterer Termin in Planung sei. Die Teilnehmer sind überwiegend im Rentenalter, wobei die Teilnahme mit 5 Euro pro Person auch für Studenten erschwinglich gewesen wäre.
Der Stadtführer Rainer Niebergall bietet als selbstständiger Reiseleiter regelmäßig verschiedene Stadtführungen in Wiesbaden an. Dabei sind es oft seine geschichtlichen Anekdoten, die die Führungen lohnens-
wert machen. Als etwa die Prägemaschine der neuen Nassauer Münzwährung im Keller eines Gebäudes am Luisenplatz den Schul-
unterricht im Erdgeschoss störte, galt es auch damals schon ganz pragmatische Lösungen zu finden, sagt er: „Münzprägung nur noch außerhalb der Unterrichtszeiten“.
Vom Waterloo-Obelisken auf dem Luisenplatz führt seine Route vorbei an der heutigen Naspa, zur Oranienschule und schließlich zum Landtag auf dem Schlossplatz, wo an diesem Samstag bis auf das übliche Markttreiben keine größeren Aufstände zu erwarten sind.
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