Hauptmenü
Presse-Echo
Rund 30 Leser und Inhaber der ABOplus-Karte machten sich gestern auf eine kunsthistorische Entdeckungstour durch Wiesbadener Kirchen. Geleitet wurde sie von Rainer Niebergall von der Stadtführungs-Agentur „Kultour und mehr“. Der 52-jährige Historiker ist ein echter Wiesbadener und erzählte seinen Zuhörern auf dem Rundgang durch die Innenstadt im Rahmen des SuperSommers spannend und kurzweilig aus der Geschichte der Wiesbadener Gotteshäuser.
Erster Bau ging schief
Los ging es auf dem Luisenplatz im Schatten des Waterloo-Obelisken – direkt gegenüber der Bonifatiuskirche. Niebergall berichtete, wie die Wiesbadener Bürger 1826 die katholische Kirche planten. Eine klassizistische Kirche nach antikem Vorbild sollte es werden, doch das Bauvorhaben ging gründlich schief. Pfusch am Bau, ein eher autodidaktisch begabter Architekt und ein schlechter Baugrund auf zugeschütteten Weihern waren eine schlechte Mischung für einen Kirchenbau – warum das Gebäude auch 1831 kurz nach seiner Fertigstellung einstürzte. Doch die Wiesbadener ließen sich nicht unterkriegen und begannen 1845 von vorn. Diesmal schuf Architekt Philipp Hoffmann aus Geisenheim einen stabilen, dreischiffigen Hallenbau im neugotischen Stil. Rainer Niebergall führte seine Gruppe in den Innenraum der Kirche und berichtete, wie sich die Bonifatiuskirche nach den Schäden des Zweiten Weltkriegs und während des Vatikanums veränderte – zu einem Raum mit größeren Fenstern und geöffneten Seitenkapellen.
Unter den Teilnehmern ist Lieselore Kunkler aus Taunusstein, die zum ersten Mal an einer SuperSommer-Veranstaltung teilnimmt. Sie ist in Dotzheim aufgewachsen und hat die Gelegenheit genutzt, durch die Tour die Wiesbadener Kirchen einmal besser kennenzulernen: „Man reist heute so viel in fremde Länder, aber die Sehenswürdigkeiten vor der eigenen Haustür kennt man kaum“, sagt sie.
Hinaus aus der Kirche geht es nun, am Pfarrhaus vorbei und in den Innenhof des Roncalli-Hauses mit der Statue des Papstes Johannes XXIII. „Manchmal ist der Name ,Roncalli-Haus‘ schon mit dem gleichnamigen Zirkus in Verbindung gebracht worden, aber diese Benennung rührt vom bürgerlichen Namen Johannes XXIII. her“, erklärt Niebergall schmunzelnd.
Unterwegs zur Marktkirche am Schlossplatz erinnert er noch an die evangelische Mauritiuskirche, die einst auf dem Mauritiusplatz stand und 1850 vollständig abbrannte. Damals waren die evangelischen Christen dann vorübergehend in der katholischen Bonifatiuskirche zu Gast, bis sie mit der Marktkirche eine neue religiöse Stätte bekamen. Erst kürzlich, erinnert Niebergall, hatte die Kirche einen großen Moment – als nämlich im Juni das niederländische Königspaar den neuen Stundenschlag einweihte. Weiter geht es in die Kirche hinein, dann zum Michelsberg mit dem Mahnmal und zum Schluss in die Bergkirche. „Das ist für mich die schönste Kirche in der ganzen Stadt“, schwärmt Rainer Niebergall. Die Teilnehmer seiner Tour konnte er gewiss für alle Kirchen begeistern.
Untermenü